Eine weitere wesentliche BMW Eigenentwicklung ist das elektronische Bremssystem Brake-by-Wire. Die Einführung dieses Systems bedeutet für die Formel E einen großen technologischen Schritt und hebt sie in dieser Hinsicht auf das gleiche Niveau wie die Formel 1 und die LMP1-Kategorie in der FIA World Endurance Championship. Brake-by-Wire regelt ab Saison 5 das Verhältnis zwischen mechanischer Bremskraft beim Tritt des Fahrers aufs Bremspedal und der Bremswirkung durch die Rekuperation des E-Motors. Wenn der Motor während des Rennens Energie aus dem Bremsvorgang zurückgewinnt, fungiert er quasi als zusätzliche Bremse an der Hinterachse des Fahrzeugs. Bisher mussten die Fahrer die Bremsbalance manuell verstellen, um den zusätzlichen Bremseffekt auszugleichen. Diesen Ausgleich übernimmt beim BMW iFE.18 die Elektronik.
Durch die Integration des Brake-by-Wire-Systems und vor allem der von den BMW i Motorsport Ingenieuren entwickelten Software-Logik wird das Rekuperationspotenzial – also die maximale Energiemenge, die beim Bremsen in die Batterie zurückgeleitet werden kann – signifikant erhöht. Die möglichst optimale Abstimmung dieser Software ist entscheidend, um mit der vorgegebenen Energiemenge die gesamte Renndistanz mit maximaler Leistung aus der Batterie bestreiten zu können. Diese Herausforderung zu meistern, bedeutet für die Ingenieure in der Praxis, dass sie ein möglichst perfektes Verhältnis aus Speed und Energiemanagement erreichen müssen. Ihre Aufgabe ist, eine Rennzeitoptimierung bei begrenzter vorgegebener Energie zu berechnen. Hierbei ist es entscheidend, das Gesamtbild des Renngeschehens im Blick zu behalten, es zu lesen und zu antizipieren, um dann gemeinsam mit dem Fahrer zu entscheiden, in welchen Phasen des Rennens es möglicherweise besser ist, Energie zu sparen, und wann man attackiert, um Positionen gutzumachen oder Abstände zu vergrößern.